
Die rund 50 Bücher, die in den Regalen der Stadtbibliothek Tettnang stehen, gäbe es heute nicht mehr. Einige von ihnen sind in den Schulkanon eingegangen und sind Klassiker der Literatur – aber sie hätten auf dem Scheiterhaufen und auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden sollen, das war der Befehl der Nationalsozialisten vor ziemlich genau 90 Jahren. Zur Erinnerung an die sog Zur Bücherverbrennung 1933 bereitete die Stadtbücherei eine Sonderaktion vor, verbunden mit einer Reihe von Veranstaltungen.
Nach der Machtübernahme durch die Nazis im Februar 1933 wurde eine lange Liste von Büchern von der Regierung verboten. Verleger mussten ihre Lager leeren und Bücher vernichten sowie Bücher aus öffentlichen Bibliotheken säubern. Einige Autoren wurden verfolgt und viele mussten Deutschland verlassen. Die öffentliche Bücherverbrennung, die im Mai 1933 in ganz Deutschland stattfand, ist ein Symbol für die damaligen Ereignisse.
Spezielle Lesezeichen in einigen Büchern
Stadtbibliotheksleiterin Cosima Kehle und Tettnang-Literaturexperte Markus Schweizer beschlossen, dieses dunkle Kapitel der Geschichte anzugehen.
Denn die Machenschaften der Nazis in Bezug auf Literatur und Kunst lassen noch immer Parallelen zu vielen Weltereignissen finden, finden beide.
„Das Thema ist heute aktueller als vor 30 Jahren“, sagt Markus Schweizer. „Manche Mechanismen sind aus historischer Distanz besser zu erkennen, das schärft den Blick für die Gegenwart“, sagt Cosima Kehle.
„Segregation“ ist der Kampagnentitel, der andeutet, wie viele Bücher es im Falle eines Sieges der Nazis nicht mehr geben würde. Welche Titel damals verboten waren und vernichtet werden mussten, können die Besucher der Bibliothek in Tettnang durch einen Blick in die Regale erkennen: Bibliotheksmitarbeiter haben alle Bücher, die die Nazis als „schädliche und unerwünschte Schrift“ betrachteten, mit speziellen Tabs versehen.
Forschungsberichte des Autors
Es enthält Informationen zur Kampagne sowie Erläuterungen zum historischen Hintergrund. Zu den “eingestellten” Büchern gehörten: Werke von Franz Kafka, Thomas Mann, Kurt Tucholsky und der Roman Nichts Neues im Westen, dessen Neuverfilmung derzeit für neun Oscars nominiert ist.
Eine Reihe von Veranstaltungen rücken die Zeit der Bücherverbrennung näher: Am Montag, 27. Februar, ist der Autor Uwe Wittstock zu Gast in der Stadtbibliothek und liest Auszüge aus seinem Buch „Februar ’33 – Der Literaturwinter“ vom 19 :30 Der Autor zeichnet die gefährlichen Ereignisse unmittelbar nach Hitlers Machtergreifung auf . Während der Lektüre wird Wittstock auch Einblicke in seine Forschungsarbeit geben und jede Menge Fotos und Hintergrundinformationen mitnehmen.
Blaue Stunden mit Lesungen aus den Texten verbrannter Bücher
Der Abschlussabend der Aktion findet am Donnerstag, 20. April, ab 19:30 Uhr in Form eines Abends mit Markus Schweizer statt. Ein Buchexperte erzählt interessante Geschichten über Bücher, die den Nazi-Terror überstanden haben – und erklärt, warum sie erhalten werden konnten, weil es auf abenteuerliche Weise geschah. Schweizer hat viele Originalveröffentlichungen im Gepäck, die die damaligen Ereignisse erlebbar machen.
Außerdem gibt es drei Blaue Stunden: Markus Schweizer liest an drei Abenden bei freiem Eintritt Texte aus verbrannten Büchern. Die Termine zur blauen Stunde sind Dienstag, 7. Februar, 7. März und 4. April, jeweils ab 18 Uhr.