
Ab: 22.01.2023 21:19
Tatsächlich sollten 60 Jahre des Elisa-Vertrags gefeiert werden. Überschattet wurde der deutsch-französische Feiertag aber auch vom Krieg in der Ukraine und der Frage der deutschen Panzerlieferungen.
Der Jubiläumstag begann im Pantheon: mit einer Kranzniederlegung am Sarg der Holocaust-Überlebenden Simone Veil. „Was unseren Tag ausmacht, ist, sich daran zu erinnern, woher man kommt, und zu wissen, wohin man geht“, sagt Yael Braun-Pivet, Präsidentin der Nationalversammlung. „Und deshalb wollte der Bundestagspräsident auch einer Frau Tribut zollen, die zugleich erste Präsidentin des Europäischen Parlaments war.“
Dann die Zeremonie an der Sorbonne mit dem Singen der Europahymne auf Französisch und Deutsch. Schließlich sehen wir uns, so Bundeskanzler Olaf Scholz, als treibende Kraft eines geeinten Europas. Auch die deutsche Opposition ist in parteiübergreifender Feierlaune präsent.
„Und diese Freundschaft zerbrach“, sagte Sabine Rau, ARD Paris, über den 60-Jahres-Vertrag beim Élysée
tagesschau24 16 Stunden, 22.1.2023
Auch die Opposition ist diplomatisch
Die stellvertretende Bundestagsvorsitzende Petra Pau von der Linkspartei erinnert an den mangels Einigkeit verschobenen deutsch-französischen Ministerrat im Herbst und rät: „Vielleicht an der einen oder anderen Stelle eine kleine Anpassung vornehmen war ein bisschen holprig, ich sage vorsichtig, im Herbst.”
CDU-Oppositionschef Friedrich Merz blickt nach vorne: „Und ich wünsche mir, dass es zwischen Deutschland und Frankreich immer so bleibt wie heute zwischen Deutschland, Frankreich und Polen, dass wir gemeinsam mit diesen drei Ländern einfach die Führungsverantwortung teilen, Europa zu übernehmen. “
Und nochmal die Tankfrage
Nach der morgendlichen Zeremonie an der Sorbonne startete der Motor für den deutsch-französischen Konvoi schwarzer Limousinen durch Paris. Die Minister beider Länder reisten zu einer gemeinsamen Kabinettssitzung ins Elysée. Dann gehen Bundeskanzler Scholz und Präsident Emmanuel Macron an die Presse. Das erste Thema in der zehnseitigen Pressemitteilung: Sicherheit, Verteidigung und der Krieg in der Ukraine.
Zweite Frage: Liefern Sie schwere Panzer – „Leopard 2“ oder „Leclercs“? Präsident Macron wurde fast konkret: „Nichts ist unmöglich. Wir bewerten es nach drei Kriterien: Sie dürfen nicht zu einer Eskalation des Konflikts führen. Sie müssen eine wirksame Hilfe für unsere ukrainischen Freunde darstellen. Dafür müssen wir sie ausbilden, die Technik muss.“ aufrechtzuerhalten. Und drittens darf sie unsere Verteidigungsfähigkeit nicht beeinträchtigen.“
Scholz hingegen gab sich ausweichend: „Wir werden das auch in Zukunft tun, so wie wir es in der Vergangenheit getan haben, immer in enger Abstimmung mit all unseren Freunden und Verbündeten und im Gespräch über die konkrete Situation. Wir müssen uns fürchten.“ dass der Krieg sehr lange dauern wird und deshalb ist es für die Ukraine wichtig zu wissen: Wir werden in unserer Unterstützung nicht nachlassen.”
Viele gute Vorsätze
Es wird Manöver der deutsch-französischen Brigade in Litauen und Rumänien geben. Nicht umsonst steht im Innenhof des Elysée-Palastes ein militärisches Hightech-Modell: eine Drohne für das Kampfflugzeugprojekt FCAS, die Scholz und Macron kürzlich noch einmal persönlich angeschoben haben. Die Drohne wurde von der deutsch-französischen Airbus Group hergestellt.
„Drohnen können elektronische Kriegsführung betreiben, feindliches Radar stören und den Feind glauben machen, dass er es mit einem Kampfjet und einer größeren Flotte zu tun hat“, sagt Projektleiter Bruno Fichefeux.
Die Innenminister richteten ihrerseits eine neue bilaterale Brigade zur Bekämpfung der illegalen Einwanderung ein. Zudem soll die künftige Wasserstoffpipeline bis nach Deutschland reichen. Sie wollen die Auswirkungen des Anti-Inflationsplans mit den USA neu verhandeln. Frankreich und Deutschland wollen die EU auf den Westbalkan erweitern und damit auch die Entscheidungsfindung innerhalb der Union vereinfachen.
Beide wollen ein grünes, innovatives Europa. Ein neues deutsch-französisches Batterieforschungsprogramm ist gestartet. Dies war auch das Thema des Tages, junge Leute, die zahlreich bei der Zeremonie an der Sorbonne vertreten waren. Die deutsch-französische Jugend soll die Welt verändern, heißt es. Eve, Célia und Julien vom Deutsch-Französischen Gymnasium in Buco bei Paris haben sich für den Tag schick gemacht: „Es ist eine große Ehre für uns, die Kanzlerin und den Präsidenten treffen zu können. Wir haben das Jubiläum im Gymnasium gefeiert die ganze Woche.”
Auch die Kanzlerin und der Präsident bekommen für sie eine binationale Bahnfahrkarte. In diesem Sommer sollen 60.000 Jugendliche kostenlos mit der Bahn in ein anderes Land reisen können. Und Regierungen wollen sich künftig häufiger in kleinerem Rahmen mit einer gezielten Agenda treffen. Deutschland wird den nächsten gemeinsamen Rückzug im Herbst organisieren.
Festakt in Paris anlässlich des Gedenkens an 60 Jahre deutsch-französisches Elysée-Abkommen
Friederike Hofmann, ARD Paris, Tagesthemen 22.45 Uhr, 22. Januar 2023.