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Was wird teurer, was wird billiger und was wird vollständiger? Die Ampelallianz hat in ihrem ersten Jahr mehrere Reformen auf den Weg gebracht, die 2023 in Kraft treten.
BERLIN – Coronavirus, Krieg in der Ukraine, Energiekrise – 2022 mag das „Jahr nach Corona“ sein, stellt aber auch Anforderungen an Politik und Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Zu der immer größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich und der Klimakrise kommen nun viele zusätzliche Belastungen hinzu. Die Ampelregierung um Bundeskanzler Olaf Scholes versuchte in ihrem ersten Jahr, den steigenden Energiepreisen mit einem 200-Milliarden-Schutzschild entgegenzuwirken. Scholes’ Versprechen eines “Doppelbooms” wurde zum Plan. Die Preise können laut Kanzlerin Rentner, Familien, Handwerk und Industrie zahlen.
Zum zweiten Ampeljahr sorgt in Deutschland etwas für Aufsehen. Der Start ins Jahr 2022/2023 hält viele große und kleine Veränderungen bereit. Hartz IV erhöht Bürgereinkommen, Renten und Volkskarteneinnahmen (höherer Preis). Einige Artikel sind aber auch teurer. Hier sehen Sie, was die 23 wichtigsten Punkte sind:
Diese Strom- und Gaspreisbremse kommt 2023
Viele Gas- und Stromkunden können ab März mit Entlastung rechnen, wenn die geplanten Preissenkungen beginnen. Gasverbrauchern soll für 80 Prozent ihres Stromverbrauchs ein Großhandelspreis von 12 Cent pro Kilowattstunde garantiert werden. Ebenso soll Strom mit 40 Cent pro Kilowattstunde abgerechnet werden. Leistungen sollten rückwirkend für Januar und Februar nach Beginn beantragt werden.
Hearts IV wird zu einem Bürgereinkommen
Bürgereinkommen lösen im Januar das Hartz-IV-System ab. Die Leistungen für die Grundsicherung steigen um mehr als 50 Euro, Alleinstehende erhalten künftig 502 Euro. Wesentliche Teile der Reform treten erst zum 1. Juli in Kraft. Jobcenter sollen sich besser um Arbeitslose kümmern. Die Vermittlung auf Dauerstellen statt auf einfache Assistenzstellen soll besser werden als bisher.
Das nächste Sonderticket für Bus und Bahn steht in den Startlöchern
Im neuen Jahr können Sie den öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland für 49 Euro im Monat nutzen. Wann der Nachfolger des 9-Euro-Tickets startet, steht noch nicht fest. Ursprünglich war der Start für Anfang 2023 geplant. Nun ist der 1. April im Gespräch.
Das Kindergeld wird 2023 erhöht
Zum 1. Januar steigt das Kindergeld auf 250 Euro monatlich und pauschal pro Kind. Das bedeutet zusätzlich 31 Euro für das erste und zweite Kind und 25 Euro monatlich für das dritte Kind.
Rentner bekommen mehr Geld
Rentner können im kommenden Jahr mit mehr Geld rechnen. In Westdeutschland sollen die Renten im Juli um rund 3,5 Prozent steigen, in Ostdeutschland um 4,2 Prozent. Die Termine sind vorläufig und werden im Frühjahr klar sein.
Die Krankenkassenprämien werden steigen
Je Versicherten steigen die Krankenkassenbeiträge von derzeit durchschnittlich 15,9 Prozent um 0,3 Punkte auf durchschnittlich 16,2 Prozent.
Mehr Wohnungen von Govt
Ab Januar sollen weitere Familien mit staatlichem Mietzuschuss entlassen werden: 1,4 Millionen Familien kommen zu bisher 600.000 Wohngeldfamilien hinzu. Auch das Wohngeld soll um durchschnittlich 190 Euro pro Monat steigen. Damit erhalten anspruchsberechtigte Familien durchschnittlich 370 Euro monatlich. Familien, die keine Sozialhilfe beziehen, aber noch etwas Geld haben, können Wohngeld beantragen.
Änderung der Einkommensteuer
Der Grundfreibetrag – also das zu versteuernde Einkommen – erhöhte sich um 561 Euro auf 10.908 Euro. Ab einem zu versteuernden Einkommen von 58.597 Euro wird der aktuell geltende Spitzensteuersatz von 42 Prozent im nächsten Jahr ab 62.810 Euro gezahlt.
Strom-Flatrate für Studenten
Studenten und Fachschüler sollen pauschal 200 Euro zum Ausgleich erhöhter Kosten erhalten. Antragsberechtigt sind rund 2,95 Millionen Studierende, die zum 1. Dezember in Deutschland an einer Hochschule eingeschrieben sind. Die Zentral- und Landesregierungen arbeiten noch an der zentralen Versorgungsplattform, und die Zahlungen werden Anfang dieses Jahres erwartet.
Keine Impfpflicht für Pflegekräfte ab 2023
Die seit März geltende Impfpflicht für Personal in Kliniken und Pflegeheimen entfällt voraussichtlich zum 1. Januar. Quellen aus dem Ministerium sagten. Der Grund ist, dass aktuelle dominante Corona-Varianten die Immunantwort von geimpften oder genesenen Personen möglicherweise besser überstehen als frühere. Viele andere Experten, darunter der Top-Virologe Christian Drosten, glauben, dass die Coronavirus-Pandemie vorbei ist.
Förderung von E-Pkw- und Lkw-Tarifen
Käufer von Plug-in-Hybridfahrzeugen erhalten ab 2023 keine Bundesförderung mehr. Auch die Prämie für Elektrofahrzeuge sinkt. Ab dem 1. September werden nur noch Privatpersonen gefördert. Wir sind unterwegs: Die Lkw-Maut auf Deutschlands Fernstraßen wird 2023 erhöht. Lärm- und Luftverschmutzungskosten werden bei der Berechnung der Tarife stärker berücksichtigt.
Klimaanlage Gebühren für Wärme
Ab Januar müssen sich Vermieter in vielen Fällen an der Klimasteuer ihrer Mieter zum Heizen beteiligen. Der sogenannte CO2-Preis wird nach einem Stufenmodell zwischen Mietern und Vermietern aufgeteilt. Ein Haus, das für weniger Klimazonen geeignet ist, desto mehr muss der Hausbesitzer nehmen. Bisher mussten Mieter die Umlage zahlen, die dazu beitragen würde, den klimaschädlichen Kohlendioxidausstoß zu reduzieren.
Achtung, neue Frist für die Zahlung der Grundsteuer
Haus- und Wohnungseigentümer müssen bis Ende Januar ihre Grundsteuererklärung abgeben. Ursprünglicher Termin war Ende Oktober. Es war lang wegen des langsamen Eintritts.
Höhere Homeoffice-Flatrates
Künftig können statt 600 bis zu 1000 Euro auf pauschalierte Homeoffice-Einnahmen angesetzt werden. Die Pauschale gehört zu den Werbungskosten, für die ohnehin allen Steuerpflichtigen 1200 Euro gutgeschrieben werden. Nur wer diesen Betrag nebst Homeoffice-Flatrate und weiteren Spesen erhält, profitiert.
Elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
Ab 2023 sind Arbeitgeber verpflichtet, am Anzeigeverfahren (eAU) für die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung teilzunehmen. Gesetzlich versicherte kranke Arbeitnehmer müssen ihrem Arbeitgeber keine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung mehr in Papierform vorlegen, erhalten aber in der Praxis einen Drucker für ihre Dokumente.
Änderungen in Midi funktioniert
Bei sogenannten Midi-Jobs steigt die Umsatzmarge. Beschäftigte dieser Gruppe dürfen künftig statt 1.600 Euro 2.000 Euro verdienen. Bis zu dieser Grenze müssen Arbeitnehmer niedrigere Sozialversicherungsbeiträge zahlen.
Fertigstellungsdatum der neuen Kernphase
Mitte April gehen die letzten deutschen Kernreaktoren vom Netz. Die Kraftwerke Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland sollten als Teil des Kernkraftwerks früher im Jahr abgeschaltet werden, doch die Frist wurde wegen der Energiekrise verlängert.
Die Tabaksteuer ist stark gestiegen
Die Steuern auf Zigaretten, Zigarillos und Tabak steigen. Eine Packung mit 20 Zigaretten kostet künftig durchschnittlich 18 Cent mehr.
Steuerbegünstigung für Flüssiggas
Wer sein Fahrzeug mit Autogas, auch LPG genannt, betankt, muss ab 2023 tiefer in die Tasche greifen. Eine Steuerbegünstigung läuft aus und es gilt der reguläre Steuersatz von 409 Euro pro Tonne. Allerdings sind die Steuern laut ADAC günstiger als Benzin oder Diesel.
Photovoltaikanlagen – es wird einfacher
Für Besitzer von Solaranlagen gibt es im neuen Jahr Erleichterungen. Bei einigen Anlagen ist der Einbau eines speziellen Generatorstromzählers nicht zwingend erforderlich. Einige Bestimmungen des neuen Erneuerbare-Energien-Gesetzes 2023 treten bereits in Kraft.
Ab 2023 wiederverwendbar
Restaurants, Bistros und Cafés müssen künftig Getränke und Speisen unterwegs in Mehrwegbehältern servieren.
Neues Lieferkettengesetz
Ab 2023 gilt das Lieferkettengesetz für Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigten. Es zielt darauf ab, die Menschenrechte in internationalen Lieferketten zu schützen. Sie zwingt Unternehmen, auf Unregelmäßigkeiten beim Einkauf von Waren aus dem Ausland zu reagieren. Hilfsorganisationen und Gewerkschaften erhalten die Möglichkeit, Opfer bei Verstößen vor deutschen Gerichten zu vertreten. (dpa, mke)