
Bonn (dpa) – Der Druck auf deutsche Netzbetreiber steigt, 4G-Funklöcher schnellstmöglich zu schließen. Auf der Sitzung des Beirats der Bundesnetzagentur wurde deutlich, dass das Ziel, bis Ende des Jahres 500 solcher „White Spaces“ zu schließen, verfehlt wird. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, nannte den Moment „unangenehm“. Beiratsmitglieder aus mehreren Fraktionen sprachen sich für Sanktionen gegen die Unternehmen wegen Fehlverhaltens aus. Für jede der 167 Seiten müssen diese drei Nutzer mindestens 100 Megabit pro Sekunde herunterladen. Laut neueren Statistiken kann das niemand.
Die zunehmende Verantwortung kommt von den Leerverkäufen des Jahres 2019. Seitdem sind diese Anbieter nicht untätig. Diese Unternehmen dürften die wesentlichen Anforderungen erfüllt haben – zum Beispiel die Notwendigkeit, 98 Prozent der Haushalte in jedem Bundesland mit guter Mobilfunkverbindung (also mindestens 100 Mbit/s) zu erreichen. Ein Telekom-Sprecher weist darauf hin, dass der Bonner Konzern bis 2019 bereits 4.800 Mobilfunkstationen gebaut und Handys „deutlich verändert“ habe. Auch Vodafone und O2 haben kräftig in ihre Netze investiert.
Die Anforderungen für weiße Flecken werden möglicherweise nicht erfüllt
Allerdings kann der Bedarf an weißen Punkten zerrissen werden – zumindest wenn die Rolle an die Nummer 500 gebunden ist. Laut Telekommunikationsunternehmen kann er diesen Bedarf auch zu geringeren Kosten decken. „Nach der derzeitigen Regelung werden wir die von der Bundesnetzagentur gesetzten Ziele dort erreichen, wo uns äußere Einflüsse nicht daran hindern können“, sagte beispielsweise ein Vodafone-Sprecher. Mit anderen Worten, an einigen Stellen war es nicht unsere Schuld.
Vodafone weiß derzeit „mehr als 30“ geschlossen, bis Ende des Jahres sollen es drei Nummern sein – es geht also zügig voran. Das Unternehmen setzt stark auf mobile Stationen als temporäre Lösungen. Bis Ende des Jahres will die Telekom 44 „weiße Flecken“ beseitigt haben; Anfang November waren es nur noch 28. Weitere 24 Funkstationen in Reingebieten sind im Bau.
Telefónica Deutschland (O2) sagt, dass die Auflagen inzwischen in 55 Gebieten erfüllt seien, Anfang November waren es noch 45. Der Sprecher von Telefónica sagt, dass man in fast allen 500 Gebieten keine 100 Megabit pro Minute erreichen könne, sondern durch Optimierung der Nachbarschaft “Information Starke Internetverbindung über 4G/LTE wurde bereits aufgebaut”.
Komplexe Suche, langer Rechtsweg
Aus Sicht der Telekom bedeutet das „vorübergehende Ausbleiben“ der Rufnummer 167 zum Jahresende nicht, dass die Anforderung nicht erfüllt wird. Dabei spielen laut Unternehmenssprecher die aufwendige Standortsuche und die langjährig erprobten Methoden eine sehr wichtige Rolle. Leider lag die Liste der Behörden, die sich mit den Bundesländern über saubere Flächen geeinigt haben, erst Ende 2021 vor. Die Suche und Anmietung von Flächen – sofern vorhanden – dauert etwa sieben Monate, die Genehmigung acht bis zwölf Monate. Die Gründe für jeden Standort werden der Bundesnetzagentur gemeldet.
Die Liste häufig erforderlicher Regeln hat die Möglichkeit auszuschließen, dass die Netzbetreiber von den Angaben abweichen können, wenn die Infrastruktur „rechtlich und tatsächlich“ nicht möglich ist. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn es in der Umgebung keine mietwilligen Vermieter gibt und deshalb keine Handyantenne gebaut werden kann.
Die Netzagentur prüft jeden Fall
Die drei Netzbetreiber werden voraussichtlich Anfang Januar bekannt geben, dass sie weniger erreicht haben als geplant, aber es gibt gute Gründe. Danach prüft die Netzwerkorganisation jeden Fall. Was ist, wenn sich die Gründe als unbegründet herausstellen? Dann müssten die Behörden ihren „Werkzeugkasten“ nutzen, sagt der Grünen-Bundestagsabgeordnete Maik Außendorf. „Sollte die Begutachtung einer Person ergeben, dass keine Fremdschuld vorliegt, ist ein Bußgeld oder Zwangsgeld zu verhängen.“
Dasselbe hatte bereits Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) in Vorbereitung auf die Beiratssitzung gesagt, und auch Beiratsmitglied Reinhard Houben (FDP) griff es auf. „In Einzelfällen kann es sein, dass ein neuer Radiosender nicht möglich ist“, sagt der Bundestagsabgeordnete. „Aber es muss nicht viel Weißraum sein – das wird ein Problem, mit dem sich die Bundesnetzagentur sehr auseinandersetzen muss.“
Durz fordert “unveränderte Optionen”
Auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz befürwortet ein hartes Vorgehen. „Sofern die Nichteinhaltung der Überwachungspflichten keine klaren Konsequenzen für die Unternehmen hat, werden sie auch bei künftigen Wettbewerben ernst genommen“, sagt er und fordert die Netzwerkorganisation auf, „unveränderliche Entscheidungen“ zu treffen.
Der Zustand des regulären Verkaufs wird in keinem Fall erreicht. Denn der Mobilfunkhersteller 1&1, der 2019 sein erstes Spektrum gekauft hat, muss seine 1.000 Antennenstandorte bis Ende des Jahres aufstellen. Anfang September hatte 1&1 angekündigt, dieses Ziel aufgrund von Schwierigkeiten in der von ihm gegründeten Gesellschaft nicht erreichen zu können. „Um die Lücke schnellstmöglich zu schließen, arbeiten wir eng mit unseren Entwicklungspartnern zusammen“, teilte 1&1 am Montag mit. Dieses Ziel soll bis zum Sommer 2023 erreicht werden.
