Der erste, der den Kopf durch den Türspalt des Salmendinger Mietshauses in Richtung des HZ-Typen steckt, ist „großer Bruder“ Liah. Sie will Umarmungen. Der Labrador Rüde Charly versteht das natürlich. Liah sieht den Fremden hinter der Bühne an, der nun von Charly begleitet wird. Liah ist ein wunderschönes neunjähriges Mädchen. Sie möchten Ihr Baby sofort umarmen. Aber sie wollte es nicht akzeptieren. Liah wurde mit einer Autismus-Spektrum-Störung geboren. Er mag nichts Neues oder Unbekanntes. Bei ihr sollte möglichst alles in der gleichen Reihenfolge sein.
Ein “besonderes Geschenk” Liah? “Sie ist ein Baby!”
Menschen mit Autismus sind nicht nur aus dem Film „Rain Man“ bekannt, die trotz aller Einschränkungen über ein phänomenales Erinnerungsvermögen verfügen. “Manche fragen uns: ‘Welches besondere Talent hat Liah?’ sagen die Eltern Hanne und Christoph Spyrka, die Antwort darauf: „Liahs besondere Gabe ist, dass sie ein Kind ist!“
Aber der Neunjährige hat Talent. Sie liebt Bücher – was nicht von allen ihren Altersgenossen gesagt werden kann. Obwohl er selten etwas anderes sagt, kennt er seine Märchen in- und auswendig. Sie sagt die Texte, als Emmas Puppe sie ihr mit der Stimme ihres Vaters vorliest. Außerdem hat Liah einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Hilfsbereitschaft, was sich besonders im Umgang mit Mitschülern ihrer Weiherschule in Hechingen zeigt.
Eltern haben früh gemerkt, dass sich ihr Kind anders entwickelt als andere. Ärzte sprachen von Verzögerungen. „Aber als Eltern merkt man, dass etwas nicht stimmt“, sagt die Mutter. Als sie schließlich die Diagnose einer dauerhaft schweren Entwicklungsstörung erhielten, waren Hanne und Christoph Spyrka wider Erwarten nicht ganz erschüttert. Intern darauf vorbereitet, „waren wir froh, endlich Gewissheit zu haben. Wir konnten die Angelegenheit nun proaktiv angehen.”
Entspannt im integrierten Kindergarten
Die Zeit in einem gewöhnlichen Kindergarten war schwierig. „Du wusstest nicht, wie du mit Liah umgehen solltest. Bisher ist das Personal in diesem Bereich kaum geschult worden.“ Die Entscheidung, ihre Tochter im Hechinger Schulkindergarten „Blumenwiese“ (Integration) unterzubringen, erwies sich als richtig. “Liah blühte sofort auf.” Auch ihre Eltern zögerten einen Moment, Liah in der Hechinger Weiherschule anzumelden. „Denn dort haben junge Leute kein Abitur.“ Aber auch hier erwies sich später die Entscheidung, auf eine Förderschule zu gehen, als die beste.
Keine Erwartungen, kein Druck
Und der Abschluss? „Wir haben aufgehört, über Erwartungen nachzudenken, wir üben keinen Druck auf uns und Liah aus, wir unterstützen sie, so gut wir können, und wir freuen uns über jede positive Entwicklung. Und was gibt sie uns?
Was wünschen sich Liahs Eltern für später? Die Antwort kommt ohne Zögern: „Dass sie glücklich ist. Fair behandelt werden.” Es wäre schön, fügt die Mutter hinzu, wenn das Mädchen alleine leben und arbeiten könnte.
Informationsmangel
Was Eltern, wie viele in ähnlicher Situation, als Mangel empfinden, ist das Fehlen von Anlaufstellen, an denen sich Eltern treffen können, wo man Adressen von Ärzten oder Beratern bekommt, wo zum Beispiel ein behindertes Kind ein Kind anmelden möchte.
Auch fehlt es an Vernetzung zwischen integrierten oder sonderpädagogischen Schulen und Arbeitgebern. Bei der Suche nach einem Job für ein Kind wissen Eltern nicht, an wen sie sich wenden sollen. Umgekehrt kennen Arbeitgeber diese jungen Leute meist nicht, von denen einige durchaus für ihr Unternehmen geeignet sein könnten.
Die Innenstadt von Hechingen ringt um Integration
Es gibt eine Gruppe in Reutlingen, wo die Spyrks lebten. „Sie hat uns sehr geholfen“, sagt meine Mutter. Mit „Downtown Hechingen“ bildet sich nun in Hechingen eine solche Gruppe – die HZ mit ihrer Weihnachtsaktion unterstützt. Selbsthilfegruppe? Der neue Verein will mehr, setzt sich für Inklusion und Barrierefreiheit ein – auf Wegen, auf Spielplätzen und in den Köpfen der Menschen. Damit Menschen wie Liah oder andere Rollstuhlfahrer am öffentlichen Leben teilhaben können.
Liah bekommt die liebevolle Fürsorge, von der ein Kind träumt, aber ihre Möglichkeiten wären in einer offeneren Welt noch größer. Mehr Inklusion würde Menschen wie ihr die Teilhabe am öffentlichen Leben erleichtern. Gleichzeitig könnten „normale Menschen“ von dieser Gemeinschaft profitieren – glaubt der HZ-Gast, der von der Begegnung mit Liah verzaubert und bewegt nach Hause zurückkehrt.
Daher die Bitte, die HZ-Weihnachtsaktion für den Verein „Innenstadt Hechingen“ zu unterstützen.
So können Sie die Weihnachtsaktion unterstützen
Kontodetails Wenn Sie „Downtown Hechingen“ unterstützen möchten, verwenden Sie bitte das HZ-Spendenkonto mit der IBAN-Nummer DE 20 6535 1260 0077 0400 00 und dem BIC-Code Sparkasse Zollernalb, SOLADES1BAL. Für Spenden bis 300 € ist keine Spendenquittung erforderlich. Für das Finanzamt genügt ein Überweisungsnachweis.