Messerattacke bei Brokstedt: Todesopfer sind 17 und 19 Jahre alt

LLaut Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack wissen die Behörden noch nicht, woher der Angreifer aus Brokstedt nach Deutschland kam. Am Mittwoch hat ein 33-jähriger staatenloser Palästinenser in einem Regionalexpress von Kiel nach Hamburg zwei Menschen mit einem Messer getötet und fünf weitere verletzt. Auf einer Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag forderte Sütterlin-Waack, „den derzeit kursierenden Vermutungen und Spekulationen keinen Raum zu geben“. Einige Fragen zur Tat wurden bereits beantwortet, weitere Details werden noch ermittelt. Wir werden weiterhin über alles, was gesichert wurde, berichten. Die Erkenntnisse seien aber noch nicht ausreichend, um „politische Schlussfolgerungen zu ziehen oder Forderungen zu stellen“.

Auch Lesen :  Ukraine-Krieg: Wie Russland Getreide plündert– Putins Spiel mit Angst vor Hunger | Politik

Es gibt keine Ergebnisse der Vernehmung des mutmaßlichen Täters, daher können wir nicht über das Motiv sprechen. Der Mann leistete bei der Festnahme „keinen Widerstand“. Bisher wurden 24 Zeugen vernommen, in vier Waggons wurden Blutspuren gefunden. Die Passagiere überwältigten den Mann offenbar zusammen mit dem Krankenwagen.

Es gebe zwei Berichte über eine Auseinandersetzung und einen Ladendiebstahl in Schleswig-Holstein, sagte Sütterlin-Waack, ansonsten sei es der Polizei im Land noch nicht aufgefallen. In seiner Flüchtlingsunterkunft, fügte der Kieler Stadtkämmerer Christian Zierau später hinzu, sei ihm der Zutritt zum Haus verwehrt worden, weil er dort aufgefallen sei. Im November 2021 wurde das Verfahren zur Aufhebung des subsidiären Schutzes eingeleitet. Wie es ausging, war zunächst unklar.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte an, später am Nachmittag zu kommen. Sütterlin-Waack bestätigte, dass fünf Menschen verletzt wurden: zwei lebensgefährlich und drei weitere schwer. Drei Personen befinden sich noch im Krankenhaus. Noch immer war es nicht möglich, alle Angehörigen zu erreichen. Zunächst gab es sieben Verletzte.

Auch Lesen :  BILDplus: Wincent Weiss beim Charity Event in der Elbphilharmonie live erleben | Sonstiges

Der mutmaßliche Täter gelte nach wie vor „nicht als Intensivtäter“, sagte Itzehoes Oberstaatsanwalt Carsten Ohlrogge. Der Mann wurde zuvor dreimal verurteilt. Ohlrogge sagte, er habe in den Berichten Begriffe wie „Serientäter“ oder „Intensivtäter“ gelesen, diese Bezeichnung gelte aber nicht für Ibrahim A.

Feuerwehrleute reinigen den Bahnsteig in Brokstedt

Feuerwehrleute reinigen den Bahnsteig in Brokstedt

Quelle: AFP/GREGOR FISCHER

Bei den beiden Todesopfern handelte es sich um ein 17-jähriges Mädchen und einen 19-jährigen Mann. Das sagte Sütterlin-Waack bereits vor Beginn der Landtagssitzung. Das Parlament eröffnet die Sitzung mit einer Schweigeminute für die Opfer des Anschlags. “Sie kannten sich”, sagte der Minister über die beiden Opfer. Am Morgen sagte sie, dass das Mädchen 16 Jahre alt sei.

Laut Sütterlin-Waack war der 33-Jährige kurz vor der Tat beim Ausländeramt in Kiel. Er beantragte eine Aufenthaltskarte und wurde von dort zum Einwohnermeldeamt geschickt. Auf die Frage nach dem Tatmotiv sagte der Minister: “Wir arbeiten hart daran, alle Fakten zusammenzutragen.” Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gibt es laut Ermittlern jedoch nicht. Das sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Itzehoe, Peter Müller-Rakow, der Deutschen Presse-Agentur. Weitere Informationen gibt es auf der Pressekonferenz um 14:00 Uhr.

Nach Angaben der Polizeisprecherin erlitten beide Opfer schwere Stichverletzungen, an denen sie starben. Der Kriminalpolizei gelang es, die Stichwaffe des Täters sicherzustellen. Details nannte sie zunächst nicht.

Keine Gefahr

Ein 33-jähriger staatenloser Palästinenser soll während der Fahrt auf mehrere Fahrgäste eingestochen haben. Laut WELT ist der Mann 33 Jahre alt. Ibrahim A. soll 2014 nach Deutschland gekommen sein, zunächst in Nordrhein-Westfalen und dann in Schleswig-Holstein gelebt und 2016 subsidiären Schutz erhalten haben. Der Mann soll mehrfach wegen Sexual- und Gewaltdelikten bei der Polizei erschienen sein und saß bis vor einer Woche in Untersuchungshaft. Nach ersten Einschätzungen aus Sicherheitskreisen soll es keine Bedrohung geben. Sie sagen, er habe bei seiner Festnahme einen sehr verwirrten Eindruck gemacht.

Nach dpa-Informationen war er mehrere Jahre im nordrhein-westfälischen Euskirchen gemeldet. Laut Sicherheitskreisen umfassten seine Straftaten Drohungen, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Ladendiebstahl und sexuelle Belästigung. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet. Die Taten ereigneten sich laut “Bild” zwischen 2015 und 2020 in Euskirchen, Bonn, Bad Münstereifel und Köln.

Laut “Spiegel” soll eine weitere Messerattacke der Grund für die Inhaftierung von A. Ein Sprecher des Hamburger Gerichts bestätigte, dass A. verurteilt wurde, nachdem er im vergangenen Januar wiederholt einen anderen Mann in der Schlange einer Obdachlosentafel niedergestochen hatte. Die Verletzungen seien “möglicherweise lebensbedrohlich”. A. gab daraufhin an, vor der Tat große Mengen Kokain, Heroin und Alkohol konsumiert zu haben.

Im August 2022 hat das Bezirksgericht St. Georg verurteilte A. wegen schwerer Körperverletzung und Diebstahl zu einem Jahr und einer Woche Haft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Das Landgericht Hamburg entschied am 19. Januar, dass A. unverzüglich aus der Haft zu entlassen sei. Die Dauer der Untersuchungshaft hat fast das Strafmaß erreicht.

Vor dem Bezirksgericht Itzehoe wurden Flaggen auf Halbmast gehisst.  Voraussichtlich am Nachmittag wird der Täter einem Ordnungswidrigkeitenrichter vorgeführt

Vor dem Bezirksgericht Itzehoe wurden Flaggen auf Halbmast gehisst. Voraussichtlich am Nachmittag wird der Täter einem Ordnungswidrigkeitenrichter vorgeführt

Quelle: dpa/Gregor Fischer

A. soll voraussichtlich am Donnerstag einem Richter in Itzehoe vorgeführt werden. Der Angeklagte werde nicht mehr medizinisch behandelt, sondern befinde sich in Polizeigewahrsam, teilte die Polizei mit.

Faeser zu Messerattacke: „Schockierende Nachricht“

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) drückte den Betroffenen nach der Tat ihr Mitgefühl aus. „Alle unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser schrecklichen Tat und ihren Familien“, schrieb der Politiker auf Twitter. Das seien „verheerende Neuigkeiten“. Sütterlin-Waack eilte am Nachmittag zum Tatort und wurde informiert. Sie erfuhr während der Landtagssitzung von der Tat. Ihre Gedanken sind bei den Familien und Angehörigen der Opfer.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat am Mittwochabend in Kiel über die schreckliche und sinnlose Tat gesprochen. „Schleswig-Holstein trauert – das ist ein schrecklicher Tag“, sagte Günther. Er denkt an alle, die um die Opfer trauerten und fürchteten. Seine Gedanken und Gebete sind bei den Menschen und ihren Familien. Der Ministerpräsident dankte den Rettungsdiensten für ihre Arbeit, aber auch denen, die sich um die Passagiere und Zeugen im Zug und die Verletzten gekümmert haben.

auch lesen

Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, äußerte sich vor dem Landesamt zu diesem Umstand

Reaktionen auf einen Messerangriff

Die Deutsche Bahn sprach den Angehörigen der Opfer ihr tiefstes Beileid aus. Wir wünschen den Verletzten eine schnelle und vollständige Genesung.

Im Regionalzug von Kiel nach Hamburg gab es laut Polizei keine Videoüberwachung. Die Polizei hat eine Telefonnummer für Zeugen eingerichtet und bittet Fahrgäste im Zug, die noch nicht mit der Polizei gesprochen haben, sich unter +49 4821 602 2002 anzurufen. Die Öffentlichkeit sei unter der Nummer ab sofort erreichbar, teilte die Polizei am Donnerstag mit.

Source

Leave a Reply

Your email address will not be published.

In Verbindung stehende Artikel

Back to top button