Messerattacke von Brokstedt: “Durch nichts zu rechtfertigen” | NDR.de – Nachrichten

Stand: 27.01.2023 17:49 Uhr

Koordinierungsministerin Aminada Touré fand klare Worte zum Messerangriff in Broxtedt. In einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg ist am Mittwoch ein Mann mit einem Messer auf andere Fahrgäste losgegangen. Zwei Menschen starben und viele wurden verletzt.

Nach dem Anschlag, bei dem ein 17-jähriges Mädchen und ihre 19-jährige Freundin ums Leben kamen, beschäftigt die Politik die Frage, wie ähnliche Taten in Zukunft verhindert werden können. In einem Interview mit dem NDR Schleswig-Holstein kündigte Koordinierende Ministerin Aminada Touré (Grüne) an, gemeinsam mit den Justiz- und Innenministerien prüfen zu wollen, wo sich Haftentlassungen verbessern und Abschiebungen umsetzen lassen. Das Aussehen wird. Aber welche Fehler auch immer im Umgang mit dem Verdächtigen gemacht wurden, sagte Touré, “egal wie herausfordernd die Situation einer Person ist: Es rechtfertigt niemals, zwei unschuldige Menschen zu töten und andere zu verletzen.” Am Freitag geht es aber zunächst darum, bei den Trauernden und den Opfern zu sein.

Aminada Touré steht für ein Interview vor der Kamera © NTR Foto: Stephen Bonke

Audio: Koordinierung der Ministertour zum Verdächtigen Broxtedt (1 Min.)

Gedenkgottesdienst in Brokstedt am Freitagabend

Ab 17 Uhr findet in der Broxtetter Kirche ein Gedenkgottesdienst statt. Menschen können Kerzen anzünden und der Toten gedenken. Monika Heinold (Grüne) wird als stellvertretende Ministerpräsidentin ebenso an der Veranstaltung teilnehmen wie Innenministerin Sütterlin-Waack (CDU).

Bereits am Donnerstagabend versammelten sich rund 100 Menschen spontan am Bahnhof in Brokstedt, um zu trauern. Viele Blumen und Kerzen wurden als Ehrungen niedergelegt. Auch Bundesinnenministerin Nancy Fasser (SPD) und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) besuchten am Donnerstagnachmittag die betreffende Strecke, um der Opfer des blutigen Verbrechens zu gedenken.

Die Todesfälle gingen an die Schule in Newmanster

Beide Todesfälle gingen nach Angaben von Kultusministerin Karin Prien (CDU) an die Schule in Neumünster. Am Freitag sei er in die Schule gegangen und habe „gemeinsam mit den Schülern, Lehrern, Sozialarbeitern, Schulpsychologen getrauert“. Laut Brian hat die Schule ein gutes Kriseninterventionsteam. Laut Breen war die gesamte Schulgemeinschaft an dem Verbrechen beteiligt, zusammen mit dem getöteten Schüler und der Klasse des getöteten Jungen. „Aber natürlich sind auch andere Studierende davon betroffen, dass auf der von ihnen täglich genutzten Bahnstrecke ein solches Verbrechen passiert sein könnte.“

Der 19-jährige Verstorbene war Auszubildender bei der DB Fahrzeuginstandhaltung in Neumünster und Mitglied der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Nord. Das teilte EVG auf Facebook mit. Demnach war auch ein weiterer Kollege unter den Schwerverletzten. Ein maltesisches Kriseninterventionsteam unterstützte am Donnerstag Mitarbeiter aufgrund eines psychischen Notfalls.

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Gegen die Verdächtigen wurde Haftbefehl erlassen

Am Donnerstagnachmittag hat der 33-jährige Ibrahim A. Itzeho wurde dem Magistrat des Bezirksgerichts (Bezirk Steinburg) vorgeführt. „Wir ermitteln in zwei Fällen wegen heimtückischer Tötung und vier Fällen wegen versuchten Mordes“, bestätigte Oberstaatsanwalt Peter Müller-Rakov. Aufgrund der Schwere der Vorwürfe und der Fluchtgefahr des Verdächtigen wurde ein Haftbefehl erlassen. Nach Angaben eines Sprechers des Justizministeriums wurde der Verdächtige inzwischen in die Justizvollzugsanstalt Neu Münster verlegt, da dort bessere Möglichkeiten für eine mögliche medizinische Nachbehandlung bestehen.

Fürsprecher: Terroristischer Hintergrund kann vermieden werden

wie Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) sagte am Donnerstagnachmittag auf einer Pressekonferenz in Kiel, zwei der fünf Verletzten seien schwer verletzt worden, die anderen drei seien schwer verletzt worden. Derzeit werden 3 Personen im Krankenhaus behandelt. Auch der mutmaßliche Täter wurde laut Sütterlin-Wack bei seiner Festnahme am Mittwoch leicht verletzt. Berichten zufolge widersprach der Mann nicht. Er wurde im Krankenhaus behandelt. „Die Ergebnisse der Ermittlungen liegen noch nicht vor“, sagte der Innenminister. Daher kann keine Aussage über mögliche Motive getroffen werden. Ein terroristischer Hintergrund kann laut Staatsanwaltschaft ausgeschlossen werden.


Video: Satterlin-Wack am Tag nach der Tat in Brockstead: “Ich habe viele Fragen” (6 min)

Stunden vor der Tat hatte der Mann in Kiel bei den Behörden eine Aufenthaltskarte beantragt. Wie Stadtrat Christian Girau erklärte, war er völlig unsichtbar. Was nach der Messerstecherei im Regionalzug geschah, ist noch unklar.

Der Täter sei vorbestraft, habe aber keine “Ausreisepflicht”.

Nach aktuellen Informationen des Innenministers heißt der Angeklagte Ibrahim A. „Er ist ein 33-jähriger, staatenloser Palästinenser“, so Sütterlin-Waack weiter. Der Mann soll von Juli bis November 2021 in Kiel gemeldet gewesen sein, weshalb er auch bei der Ausländerbehörde Kiel geführt wird. „In Schleswig-Holstein gibt es keine polizeilichen Strafakten über ihn“, sagte der Minister. Die Polizei hatte jedoch zwei Anzeigen – eine wegen Streitigkeiten und eine wegen Ladendiebstahls.

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Eine Pressekonferenz im Landeshaus.  Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) in der Mitte.  © NTR

28 Minuten

Seit seiner Einreise im Jahr 2014 hat sich der messerschwingende Angreifer jedoch bereits in Nordrhein-Westfalen und Hamburg strafbar gemacht – unter anderem wegen Gewalttaten. Er wurde bis zum 19. Januar 2023 aus der Haft bei der Hamburger JVA Bilwerter entlassen. Der Minister sagte, er sei wegen schwerer Körperverletzung dort gewesen. Auf die Frage, ob die Tat hätte verhindert werden können, sagte Sütterlin-Waack: „Das ist natürlich auch eine Frage, die im Rahmen der Justiz zu klären ist. Da gibt es kompetente Leute, die überlegen, ob es mehr geben sollte. Betreuung nach Haft und Offensichtlich haben sie in diesem Fall gesagt: Er hat seine Strafe abgesessen und das ist in unserem Rechtssystem so.“

Laut Katja Ralfs von der Ausländerbehörde des schleswig-holsteinischen Sozialministeriums kommt eine Abschiebung der Person nicht in Frage – die betroffene Person „muss zur Ausreise gezwungen worden sein“. Derzeit sei dies jedoch nicht der Fall, fuhr Ralphs fort.

Messerangriff auf Obdachlose

Bei der Vortat soll es sich um Körperverletzung mit einem Messer gehandelt haben. Im Januar 2022 verletzte der Mann vor einer Essensausgabe für Obdachlose einen anderen Mann mit einem Messer schwer. Sein Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Das Landgericht Hamburg entschied vergangene Woche, den Mann freizulassen, da er bereits ein Jahr in Untersuchungshaft verbracht hatte.

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Ein Vollzugsbeamter läuft in der Justizvollzugsanstalt Bilwerder in Hamburg durch einen Korridor.  © Image Alliance/dpa Foto: Ulrich Perrey

Wie bekannt wurde, war der Angeklagte nach der Messerattacke in der Regionalbahn aus der Haft in Hamburg entlassen worden. Weiter

Nach Angaben der Hamburger Behörde für Justiz und Verbraucherschutz a. Während der Haft wurde deutlich, dass deshalb durchgehend eine psychiatrische Betreuung stattfand. Eine Begutachtung durch einen Psychiater am Ende der Haft kam zu folgendem Ergebnis: Sie sind weder für sich noch für andere eine Gefahr. Zudem veranlasste die JVA nach seiner Entlassung kurzfristig eine Methadonbehandlung für ihn. Der Anwalt des Angeklagten beschreibt den Zustand des 33-Jährigen als sich weiter verschlechternd, vor allem psychisch – er nahm immer mehr Drogen und halluzinierte zeitweise.

Auch im Düsseldorfer Landtag wird der Fall Thema sein

Nach DPA-Informationen war der Mann mehrere Jahre im nordrhein-westfälischen Euskirchen gemeldet und wurde wiederholt wegen verschiedener Straftaten beobachtet. Laut Oberstaatsanwalt Carsten Ölrock handelt es sich dabei unter anderem um ein Drogendelikt, Körperverletzung und die vorgenannte schwere Körperverletzung, er ist aber kein Schwerverbrecher. Laut Ohlrogge haben verschiedene Medien berichtet, dass er kein Sexualstraftäter ist. Der Rechtsausschuss des Düsseldorfer Landtags wird sich mit dem Fall befassen. SPD und FDP haben gemeinsam eine Sondersitzung beantragt. Zieltermin ist der kommende Dienstag (31. Januar).

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Mutige Ersthelfer

Die andauernde Sitzung von Rajya Sabha am Donnerstag war von Angriffen geprägt. Die stellvertretende Landtagspräsidentin Eka van Kalpen (Grüne) hielt eine Rede mit anschließender Schweigeminute. Galpen betonte auch, dass die Gedanken bei den Opfern und ihren Familien seien. Er würdigte auch die Ersthelfer, die den Täter konfrontierten. „Ihr Mut und ihre Entschlossenheit, ihre Selbstlosigkeit und ihre Beharrlichkeit verdienen größten Respekt“, sagte er. In Brokstedt war die Hilfsbereitschaft überwältigend: Helfer bereiteten schnell einen Raum im Gemeindezentrum vor. Dort erhielten die Bahnreisenden Decken und Heißgetränke.

Ermittlungen laufen – Zeugen und Notrufnummern wurden eingerichtet

Laut Polizei verfügt die Regionalbahn über keine Videoüberwachung. Die Polizei bittet daher alle Passagiere und weitere Zeugen, die noch nicht mit den Ermittlern gesprochen haben, sich unter (04821) 602 2002 zu melden. Es gibt auch eine Hotline unter (0800) 000 75 54.


27.01.2023 07:52 Uhr

Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Textes haben wir fälschlicherweise geschrieben, dass der verstorbene 19-Jährige Auszubildender bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft Nord (EVG) war. Er absolvierte eine Ausbildung bei der DB Fahrzeuginstandhaltung Neumünster und war Nordmitglied im Eisenbahn- und Verkehrsverbund (EVG). Wir entschuldigen uns für alle Unannehmlichkeiten.

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Ein Tatort am Bahnhof Broxted (Kreis Steinburg).  ©Daniel Fredericks

Fragen und Antworten zum Messerstich auf Fahrgäste in einem Regionalzug zwischen Kiel und Hamburg. Weiter

Bundespolizeikräfte stehen vor einem nach dem Anschlag in Brockstead in Neumünster entgleisten Regionalzug.  © dpa Foto: Jonas Walsberg

Der Messerangriff bei SH ist ein Beispiel für die gefährlichen Situationen, die Zugreisende durchmachen können. Die Bundespolizei gibt in einem Leitfaden Verhaltenshinweise. Weiter

Ein Tatort am Bahnhof Broxted (Kreis Steinburg).  ©Daniel Fredericks

Ein Mitreisender im Zug wurde angeblich von einem Mann angegriffen. Heute Nachmittag wollen der Innenminister und die Polizei über den Stand der Ermittlungen informieren. (Stand: 26.01.2023 07:15) Auch

Dieses Thema im Projekt:

NTR 1 Welle Nord | Neues für Schleswig-Holstein | 27.01.2023 | 17:00 Uhr

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