
Stand: 30.11.2022 16:33 Uhr
Die Zahl der Kinder, die mit dem Respiratory Syncytial Virus (RSV) ins Krankenhaus eingeliefert werden, steigt weiter an. Niedersachsenweit standen am Dienstag noch 68 Kinderintensivbetten zur Verfügung.
„Die Situation in den 29 Kliniken mit Kinderstationen ist nach den Rückmeldungen als angespannt zu bezeichnen“, sagte Oliver Grimm, Sprecher des Sozialministeriums, am Mittwoch dem NDR. Kleine Kinder sind besonders anfällig für strenge Studien. „Von den 240 Intensivbetten für Kinder in Niedersachsen – Stand gestern – sind noch 68 verfügbar“, sagte Grimm. Wie viele Kinder mit RSV sich auf normalen Krankenhausstationen befinden, wird statistisch nicht erfasst.
Kitas: Fast jedes vierte Kind ist krank
Wer keinen schweren RSV-Verlauf hat, bleibt zu Hause. Auch Kitas beobachten dies. Der Krankenstand sei derzeit sehr hoch, sagte Holger Scharlach, Sprecher des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes (NLGA), dem NDR. Demnach seien in der vergangenen Woche 24,6 Prozent aller Kita-Kinder vermisst worden, aber nicht alle seien auf eine RSV-Infektion zurückzuführen. In dieser Zahl sind akute Atemwegserkrankungen wie Influenza und Corona enthalten. Trotzdem stieg dieser Wert: Nur 19,8 Prozent der Kita-Kinder waren in der vorletzten Woche krank.
Jede dritte Probe wurde positiv auf RSV getestet
Anders als Corona oder Grippe, wie Sherlock sagte, ist RSV in Deutschland nicht gemeldet worden. Um eine ungefähr genaue Vorstellung davon zu bekommen, wie viele Kinder betroffen sind, entnimmt das niedersächsische Landesgesundheitsamt jede Woche Proben aus 40 Arztpraxen im Land, überwiegend Kinder- und Allgemeinarztpraxen. Die Proben stammten von Patienten mit Symptomen einer Atemwegsinfektion, sagte Sherlock. „Wir analysieren diese Proben in unserem Labor und schauen, welche Krankheitserreger wir finden.“ Ergebnisse: RS-Viren wurden laut NLGA vergangene Woche in jeder dritten Probe (33 Prozent) nachgewiesen. Vor einer Woche waren 28 Prozent der Proben positiv.
Kombinierte Welle von RSV und Influenza
Neben dem RS-Virus ist dieses Jahr auch die Grippe weit verbreitet – auch viele Kinder sind davon betroffen. In Niedersachsen seien in der vergangenen Woche Influenzaviren in 40 Prozent der Proben aus Arztpraxen nachgewiesen worden, sagte Sherlock. „Wir sehen wieder einen deutlichen Anstieg der Influenza-Fälle“, sagte er. In der Folge sei „sehr früh eine kombinierte Grippe- und RSV-Welle zu sehen“.
Sie kämpfen um jedes verfügbare Bett
Weil das Virus vor allem bei Kleinkindern schwere Verläufe hervorruft, sind viele Kliniken am Limit. Am vergangenen Wochenende war eine Station des Christlichen Kinderkrankenhauses in Osnabrück mit kleinen RSV-Patienten gefüllt. Die Lage sei kritisch, sagte Chefarzt Florian Urlichs am Freitag, denn um freie Betten müsse man täglich kämpfen. Darüber hinaus werden alle verschiebbaren Aktivitäten verschoben, um eine größere Kapazität für die Versorgung von RSV-Patienten zu haben.
RKI: Es erkranken mehr Menschen an Atemwegsinfektionen als vor Corona
Inzwischen leiden mehr Menschen an Atemwegserkrankungen als vor dem Coronavirus. Das geht aus dem Wochenbericht des RKI hervor „Update zu akuten Atemwegserkrankungen“ vom 24. November. Diese Zahl liegt über dem Niveau der Jahre vor der Pandemie. Dementsprechend kommen mehr Menschen – und damit mehr Säuglinge und Kinder – mit schweren akuten Atemwegsinfektionen in Kliniken.
Ist RSV auch für Erwachsene gefährlich?
Grundsätzlich kann sich eine Person in jedem Alter mit RSV infizieren, besonders bedeutsam ist dieses Virus jedoch bei Säuglingen und Kleinkindern. Es kann sich um einen einfachen Atemwegsinfekt handeln, aber auch schwere Verläufe bis hin zum Tod sind möglich. Der RKI wird bei Risikopatienten berechnet, zum Beispiel Frühgeborenen und Kindern mit früheren Lungenerkrankungen, in der Regel jedoch solchen mit immungeschwächtem oder medikamentensupprimiertem Immunsystem.
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