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Martin Weatherly ist Präsident der EPFL in Lausanne und Professor für Informatik.
Martin WetterlyPräsident der EPFL Lausanne
Ich habe mit dem Schreiben dieser Kolumnen begonnen, als ich vor einigen Jahren in der Schweiz eine öffentliche wissenschaftliche Persönlichkeit wurde. Ich fühlte mich damals verpflichtet und wollte meine Liebe zur Wissenschaft mit den Lesern teilen. Ich wollte auch konkret zeigen, was Forschung ist und was sie für uns tun kann. In dieser letzten Kolumne möchte ich einen Blick auf den Hubschrauber werfen und neu schreiben, warum ich die Wissenschaft so liebe.
Wissenschaft gibt es in vielen Formen. In seiner einfachsten Form kann es unsere objektiven Vorstellungen von der Welt bestätigen oder widerlegen. Als beispielsweise Covid-19 abhob, glaubten viele, dass Masken die Ausbreitung des Virus verlangsamen würden. Andere behaupteten etwas anderes. Dabei handelte es sich zunächst um reine Vermutungen nach dem damaligen Wissensstand. Aber im Laufe der Zeit wurden Daten gesammelt und gezeigt, dass Masken die Ausbreitung des Virus tatsächlich verlangsamen.
Aber Wissenschaft kann noch viel mehr, und da wird es richtig spannend. Es kann helfen, die verborgenen Mechanismen der Natur zu entdecken. In den letzten Jahrzehnten haben wir dank ihm viel über den gigantischen Aufbau des Universums gelernt oder über den mikroskopischen Aufbau von Materie und Atomen, einschließlich der DNA. Nun könnte man meinen, dass diese Befunde nur beschreibend sind, aber meiner Meinung nach sind sie es nicht. Weil das Verständnis der Naturgesetze es ermöglicht, einen Schritt weiter zu gehen und diese Gesetze anzuwenden, um neue und kreative Dinge zu erschaffen. Ein gutes Beispiel dafür ist die rasante Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19, die ohne das Verständnis von über Jahrzehnte angesammelter DNA und mRNA nicht möglich gewesen wäre.
Aber was mich persönlich am meisten fasziniert, ist, wie die Wissenschaft unser Denken herausfordern kann. Manchmal stellen wir Fragen an die Natur, oft durch Experimente, deren Ergebnisse einfach zu keiner Hypothese passen. Und die einzige Lösung danach ist, die Grenzen unseres Denkens zu verschieben! Ein gutes Beispiel aus der Wissenschaftsgeschichte ist die Tatsache, dass Licht Welle und Teilchen zugleich sein kann! Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, denn unser Sinneshirn hält diese Vorstellung nicht für selbstverständlich.
In diesem Sinne ist Wissenschaft für mich eines der erstaunlichsten menschlichen Abenteuer. Es kann unsere Vorstellungen von der Welt verbessern, neue Dinge erschaffen und vor allem unser vom Affen abgeleitetes Gehirn und damit unsere Menschlichkeit in ihrem Kern ernsthaft herausfordern. Denn nein, wir stehen weder im Mittelpunkt des Universums, noch stehen wir über anderen Tieren. Wir selbst sind nur kleine Tiere auf einem fernen Planeten am Rande eines endlosen Universums. Danke, dass Sie all die Jahre gelesen haben!
PS: Dieser Text wurde nicht von einer künstlichen Intelligenz geschrieben, sondern von einem Menschen ☺