
„Die Grünen werden eine neue Wirtschaftspartei“


Ricarda Lang ist ab Februar 2022 eine der Bundesvorsitzenden der Grünen
Quelle: Jörg Carstensen/dpa
Grünen-Chef Lang kritisiert die Regierungsjahre von Angela Merkel und die Arbeit der Union scharf: “Wie konnte man das Land so abhängig von russischen Fossilien machen und den Klimaschutz so lange ignorieren?” Wirtschaftsdebatten stehen heute im Zentrum progressiver Debatten.
HERRRünen-Chefin Ricarda Lang empfindet Politik in diesen Zeiten „manchmal wie Katastrophenschutz“: „Unsere Realität ist eine Welt der multiplen Krisen“, sagte sie im Gespräch mit dem „Spiegel“. „Deshalb werde ich als Parteivorsitzende immer Entscheidungen treffen, die nicht perfekt sind, sondern nur kurzfristig etwas verbessern.
Wenn er auf frühere Regierungen blickt, fragt er sich: “Wie konnten sie das Land in der Energiepolitik so abhängig von russischen Fossilien machen? Wie konnten sie Klimaschutzthemen so lange ignorieren?” Die mangelnde Vorsorge der letzten Jahre erschwert es der jüngeren Generation und den heutigen politischen Führern erheblich, entschlossen zu handeln, weil es so viel Nachholbedarf gibt.
„CDU beschäftigt sich vor allem mit Gender“
Der 28-Jährige sucht einen neuen Generationenvertrag. Die vorherige basierte auf dem Versprechen, dass die Jungen den Alten Renten zukommen lassen würden. Heute muss ein neues Versprechen hinzugefügt werden: „Wer heute geboren wird, soll auch in Zukunft gut auf diesem Planeten leben können.“ Wirtschaftsdebatten stünden nun im Zentrum progressiver Debatten – „während CDU-Parteitage sich vor allem mit Gender befassen“. Die Grünen seien dabei, “eine neue Wirtschaftspartei zu werden”.
Auf die Frage, ob der traditionelle Kapitalismus trotz seiner vielen Krisen am Ende sei, sagte Lang: „Er hat vielen Menschen in weiten Teilen der Welt Wohlstand und Sicherheit gebracht. Aber damit die Menschen von einem Wirtschaftssystem überzeugt werden, braucht es ein soziales Versprechen und ein Versprechen für die Zukunft. Beides wird derzeit nicht ausreichend gekauft.” Falsch sei es jedenfalls, “die Märkte unwissend sich selbst zu überlassen”.
Lang plädierte für eine neue Ausgabenpolitik: „Viele tun immer noch so, als sei der öffentliche Haushalt gleichberechtigt mit dem privaten, und man sollte sich auf die schwäbische Hausfrau konzentrieren, obwohl sie auch investiert“, sagte der Grünen-Politiker. „Wenn wir massiv in eine klimaneutrale Wirtschaft oder in Bildung investieren, schaffen wir Ressourcen für die Zukunft – und damit öffentliches Vermögen.“
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