
Ravensburg (dpa/lsw) – Nachdem in den vergangenen Monaten mehrere Menschen aus der Haft geflohen sind, sieht die SPD den Sozialminister Manne Lucha (Grüne) im Amt. „Sozialminister Lucha ist dafür verantwortlich, Sicherheitsbedrohungen in allen Bereichen zu beseitigen und weitere Bedrohungen der Bevölkerung zu verhindern“, sagte Jonas Weber, Experte für Gefängnisse der SPD-Bundestagsfraktion, der „Schwäbischen Zeitung“ (Samstag). Seit November haben vier Personen das Klinikum in Ravensburg-Weißenau (ZfP Südwürttemberg) verlassen, alle wurden kurz darauf von der Polizei festgenommen.
Psychisch Kranke oder Drogenabhängige werden in forensischen Gefängnissen festgehalten. Statt ins Gefängnis gehen sie beispielsweise in eine psychiatrische Klinik oder Reha-Einrichtung.
Anders als der Strafvollzug ziele der Rechts- und Sanitätsdienst auf die Rehabilitation psychisch kranker oder gestörter Menschen und von Personen, die Drogen in Gruppen konsumiert haben, sagte ein Ministeriumssprecher am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. “In Anbetracht des auch gesetzlich vorgeschriebenen Zwecks dieser Behandlung ist Ruhe wichtig, ein akzeptabler Bestandteil des medizinischen Konzepts und notwendig.”
Vor allem medizinische Experten hätten die genauesten Entscheidungen über eine solche Freigabe auf schwierige Weise getroffen, erklärte der Sprecher. Im Zusammenhang mit der legalen Entlassung gibt es immer das, was Flucht aus dem Ausgang genannt wird; aber das ist nicht explosiv. “Das hat nichts mit einem Sicherheitsversagen zu tun.”
Dieter Grupp, Geschäftsführer des ZfP Südwürttemberg, sagte der Zeitung zu den Fallzahlen: „So etwas ist neu für uns.“ Die Gesamtzahl der Flüchtlinge hat sich in den letzten Jahren jedoch nicht verändert. Laut Ministerium haben psychiatrische Zentren im Land berichtet, dass im Jahr 2022 56 Menschen das Land verlassen haben.
SPD-Politiker Weber sieht das Problem in Platzmangel und unzureichender Unterstützung des Standorts. “Der ständige Landmangel schafft viele Probleme für die bestehenden Gebiete und stellt ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko dar.”
Der Ministeriumssprecher entgegnete, die Bundesregierung habe seit dem Anstieg der Kriminalfallzahlen an den für die Leitstelle geplanten Neubauten in Calw und Wiesloch (Rhein-Neckar-Kreis) gehandelt, die bereits gebaut seien. „Auf diese Weise entsteht früher zusätzlicher Platz, sodass von einem Nicht-Arbeiten keine Rede sein kann.“
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