
Jahrhundertealte Bände und Folianten aus der Zweibrückener Herzogszeit können nicht an ihrem früheren Platz im Helmholtz-Gymnasium verbleiben. Denn hier gelten die Räume als zu trocken; die notwendige Klimaanlage fehlt komplett. Die Sachverständigen fanden Schäden an Büchern und Pergamenten. Bis Ende des Jahres soll daher der Export von rund 15.000 historischen Bänden in das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz (LBZ) in Speyer abgeschlossen sein – in professionell klimatisierten Magazinen. „Wir können und wollen die Bibliotheca Bipontina Zweibrücken nicht wegnehmen“, bestätigte Annette Gerlach, Leiterin der LBZ, am Dienstag gegenüber der Presse: „Nach etwa zwei Jahren Klimalagerung – und ggf. Restaurierung – soll der Bestand stehen so stark aufbauen, dass sie dann nach Zweibrücken zurückkehren könnten.
Allerdings nicht in ihrem ehemaligen Zuhause im Helmholtz-Gymnasium: In einem modernen Betonbau ist die erforderliche Klimatisierung nicht möglich. „Wir freuen uns, dass wir jetzt ein zweijähriges Zeitfenster haben, um Bücher zu retten“, sagte Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza am Dienstag. „Diese Zeit müssen wir nutzen, um hier ein geeignetes Gebäude zu finden und mit allen notwendigen technischen und klimatischen Einrichtungen auszustatten.“ Wosnitza zeigte sich zuversichtlich, dass die Standortsuche erfolgreich sein würde, damit die alten Bestände der Bipontina-Bibliothek ihre Heimreise nach Zweibrücken antreten könnten.
Mittelalterliche Handschriften
Die heute erschienenen Bipontin-Bücher werden nicht nach Speyer geschickt; diese können weiterhin vor Ort in Zweibrücken genutzt werden. Anders sieht es laut Annette Gerlach bei historisch wertvollen Altbeständen aus: „Drucke, die vor 1850 erschienen sind, alte Handschriften des Mittelalters und der Neuzeit, aber auch einige wertvolle jüngere Bestände.“ Zurück in die Regierungszeit des Pfalzgrafen Karl I. von Pfalz-Birkenfeld, der Sohn des 1600 verstorbenen Herzogs Wolfgang von Zweibrücken, litt zuletzt unter „Trockenheit“ in den zu warmen, nicht klimatisierten Räumen von Helmholtz, berichtete Gerlach. „Papier und Pergament sind organische Materialien, die auf äußere Bedingungen reagieren.“ Die wertvollen Bibliotheksbestände Zweibrückens werden von einem Fachbetrieb von einem zum anderen gelagert, gereinigt und bei Bedarf restauriert. „Wir sprechen hier von 600 Metern historischer Altbestände. Der fachgerechte Transport all dessen nach Speyer ist eine logistische Meisterleistung für sich“, so Gerlach. “Zumindest haben unsere Experten hier keine Schimmelprobleme festgestellt.”

Ab August gingen Inkunabeln aus dem 15. Jahrhundert, alte Drucke aus dem 16. Jahrhundert und einige alte Handschriften an einen Fachbetrieb; weitere historische Bauernhöfe sollen noch vor Weihnachten folgen. Laut Annette Gerlach hat das LBZ ein „Bestandspflegeprojekt“ in Auftrag gegeben, „damit die Übergabe an ein ordnungsgemäß konditioniertes Magazin mit der Reinigung der Bücher kombiniert wird“. Letzteres ist für nächstes Jahr geplant. Die Maßnahmen versprechen „sichtbare Schadensverbesserung“. Nach insgesamt zweijähriger Abwesenheit durften die Bestände nach Zweibrücken zurückkehren.
Die Verbannung der Bände soll nur vorübergehend sein
Die Mängel wurden Anfang des Jahres entdeckt, nachdem die Bibliotheca Bipontina Anfragen erhielt, einige alte Drucksachen und Manuskripte für Ausstellungen und Forschungszwecke auszuleihen. „Bei dieser Gelegenheit stellte sich heraus, dass die angeforderten Bände nicht mehr ordnungsgemäß geöffnet werden konnten“, erläutert Annette Gerlach. Würde jemand versuchen, die Bücher an diesen empfindlichen, verklebten Stellen zu öffnen, würde er irreversible Schäden riskieren.
„Seit Tagen brodelt die Gerüchteküche“, sagte Bürgermeister Marold Wosnitza: „Bipontina ist ein wichtiges historisches Erbe unserer Stadt. Es ist natürlich verständlich, dass die Flut hoch geht, wenn es jetzt heißt, Bücher sollen Zweibrücken verlassen.“
“Sie wird den richtigen Platz finden”
Der Bürgermeister betonte am Dienstag mehrfach, dass die Verbannung der wertvollen Folianten in Speyer nur vorübergehend sei. „Wir sind uns einig, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um die Bücher in zwei Jahren zurückzubekommen. Klar ist aber auch, dass dies nicht mehr am alten Standort am Helmholtz-Gymnasium stattfinden kann. Aber wir werden in Zweibrücken einen geeigneten Platz für Bipontina finden.“ Wo es sein könnte, ist allerdings noch nicht bekannt.
Auf das Geld von Wosnitz angesprochen, sagte er, dass die Genesung keinesfalls scheitern dürfe. „Ich bin optimistisch, was die Finanzierung betrifft. Es gibt viele ähnliche Bundesprogramme, die wir nutzen können. Und das Land ist ebenso wie die Stadt daran interessiert, hier in Zweibrücken eine Lösung zu finden.“